Press Reviews / Periskop / Wundersam

Der Bund
Tom Gsteiger, 2012

Alles fliesst

Mit seinem Quartett Periskop bewegt sich der Saxofonist Tobias Meier zwischen Abstraktion und Action.

Seien wir ehrlich: Viele junge Jazzakademiker haben ein gewaltiges Problem, wenn es darum geht, authentisch zu sein. Als gewiefte Allrounder tanzen sie auf vielen Hochzeiten – binden sich selbst aber nie fest an eine Sache. Da macht sich dann in der Musik gerne eine gewisse Beliebigkeit breit. Tobias Meier gibt Gegensteuer: «Man muss als Gruppe auch das Scheitern in Kauf nehmen, sonst bleibt man im Mittelmass stecken.»

Der 1984 in Zürich geborene und in Luzern (unter anderem bei Nat Su) ausgebildete Saxofonist Tobias Meier ist ein tüftlerischer Geist, der sich in Nischen für Nonkonformisten am wohlsten zu fühlen scheint: Er ist in der Zürcher Jazzwerkstatt aktiv, betreibt mit drei Musikerfreunden das Label Wide-Ear-Records und hat gemeinsam mit seiner Freundin die Konzertreihe Seismogram ins Leben gerufen. Konsequenz ist ein Schlüsselwort für Meier – auch sein Quartett Periskop könnte man als das Resultat einer mehrjährigen konsequenten Entwicklung bezeichnen.

Noch während des Studiums traf sich Meier regelmässig mit dem Schlagzeuger Norbert Pfammatter, um im Duo zu improvisieren. «Norbert hat unheimlich viel Power und strahlt trotzdem Ruhe aus», so Meier. Als es dann darum ging, eine eigene Band ins Leben zu rufen, entschied sich Meier, den Bassisten Fabian Gisler anzufragen. Um neue Klangvorstellungen verwirklichen zu können, begab sich Meier schliesslich auf die Suche nach einem Cellisten und wurde in Nicola Romano fündig, der aus der Ecke der Neuen Musik kommt. Während Romano auf der im Juni 2010 eingespielten CD «Wundersam» nur auf drei der elf Stücke zum Zug kommt, ist er nun ein festes Mitglied von Periskop.

Bei Konzerten ist der Kurs der Band nicht strikt vorgegeben. In seiner zwischen Abstraktion und Action oszillierenden Musik, die man als semi-free bezeichnen könnte, geht es Meier darum, allzu konventionellen Lösungen aus dem Weg zu gehen. «Ich kann mir nicht vorstellen, stehen zu bleiben. Die Musik von Periskop verändert sich ständig, wir spielen nie zwei Mal dasselbe Programm», hält Meier fest.

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