Press Reviews / Cold Voodoo / 2019

Bad Alchemy
"Cold Voodoo" (Silvan Jeger, Tobias Meier, *thrghsttsfmttr 2019)
October 2019

COLD VOODOO = SILVAN JEGER, TOBIAS MEIER (*thrghsttsfmttr, Bandcamp-Download/A5-Print): Das Abdschad *thrghsttsfmttr steht für die Zürcher Künstlerplattform through states of matter. Darauf erklingen mit 'Crack in the Surface', 'Heavy Cuts' und 'Affectation Overlay' drei Duette des Bassisten Silvan Jeger, bekannt mit Day & Taxi, Uassyn und This Difficult Tree etc., mit Tobias Meier, dem durch Wide Ear bekannten Saxophonisten und Komponisten, der heuer den Moods-Aïda Alliman Preis erhielt. Mehrschichtigkeit, Reflexivität und Ironie setzen dabei Herzblut und Schweiß in Klammern, ohne es zu denunzieren. Mit dem Zuspiel, teils in Rückspul- und Scratchmodus, der WER-Kassette "AB+" konfrontieren sie sich mit der eigenen Vergangenheit, die sie mit bedächtigem, lyrisch zartem Anhauch und plonkigem Pizzicato aktualisieren und mit neuen Lösungen überschreiben - einem Dauerblaston, murmelnder Gebärdensprache, sägendem Eifer, diskantem Pfiff... Bei 'Heavy Cuts' legen sie tatsächlich, per Computer, die Schere an den krabbeligen, sägenden, trempolierenden - upps, teuflisch gut vertippt - Flow ihrer improvisatorischen Verve. Im dritten Fall bilden freie Solos mit ihrer jeweiligen Affektiert- und Manieriertheit, mit strammem, holprigem Plonken der eine, mit bruitistischer, blubbriger, kleinlauter, kein Gebot kennender Atemnot der andere, ein dialektisches Sandwich, belegt mit dem Mehrwert des Zusammenklangs: 1 + 1 = 3. Nicht zufällig macht Jeger an der ZHdK seinen Master in Transdisziplinarität, etwas, das man Laien wie mir schon mal als 2 + 2 = 5 versimpelt - Mehrfachcodierung, Synergie, lernen, über die Stränge der Disziplinen und der Selbstdisziplin zu schlagen. Hier ins Abseits vertrauter und daher als vernutzt gemiedener Parameter wie Schönheit, Swing... [BA 104 rbd]