Press Reviews / AB+

Bad Alchemy
AB+ - Cold Voodoo
Rigobert Dittmann, 2018

Silvan Jeger, der als Kontrabassist mit this difficult tree, Day & Taxi oder Uassyn gut zu tun hat, und Tobias Meier, der, wenn er sich nicht um Wide Ear und um neue Kompositionen kümmert, mit seinen Saxophonen zugange ist bei Im Wald, im Duo mit der Vokalistin Dalia Donadio oder in Plantt* mit Jeger & Norbert Pfammatter, haben sich zusammengetan als COLD VOODOO. Wie das klingt, hört man auf AB+ (WER036, C-30). Auch das Auge empfängt, was schon der oxymorone Name erwarten lässt: Ein Kontrast aus kühlem Schwarzweiß und einem Rot, das seine Herzblutigkeit als Blutgruppe ernüchtert. Allerdings gehören zu den AB-Positiven nur seltene 6 %. Dunkel gesummter, gedämpfter, bewusst auch monoton gewellter, aber doch immer eindringlicherer Saxgesang mit gespaltenem und ornamentreichem Zungenschlag verhandelt mit wortreichem, finger-flinkem, zwischendurch hektisch rupfendem und wieder sonor federndem Pizzicato den Modus vivendi. Und Meier entkommt dabei zuletzt gerade noch so einer Zweiklangfalle. Die B-Seite setzt mit dem fiebrigen Spitfire spitzer Spaltklänge und rasantem Gefinger ein. Jeger tremoliert mit surrenden Bogenkratzern, Meier spotzt und kräht ostinat und in abgerissenen Kürzeln über einer minutenlang von Wiederholungszwang erfassten Bass-welle, die nach einer monotonen Phase in dunkle Tupfer zerfällt. Das Saxophon frisst sich fest in tonlosem Fauchen und kleinlautem Singsang, Jeger pflückt dazu erratische Noten. Ende offen.